Die Provokative Therapie ist eine von Frank Farrelly entwickelte Psychotherapieform, in der mit humorvoller Provokation der Widerspruchsgeist, die Selbstverantwortung und die Eigenständigkeit des Klienten geweckt und entwickelt werden soll.
Provokative Therapie: Konzept
Die Provokative Therapie versteht sich als eine lösungsorientierte Kurztherapie. In der Provokativen Therapie wird das spielerische Element in der Therapie betont. Vom Therapeuten werden ungewöhnliche Reaktionen und Selbstvertrauen in die eigene Intuition erwartet. Die Methode will provokativ herausfordern und nicht verletzen oder beleidigen.
Die Grundidee ist, dass der Therapeut die selbstschädigenden Verhaltensweisen des Klienten humorvoll persifliert, so dass der Klient selbst über sein Verhalten lachen kann und damit größere mentale Freiheit gewinnt. Darüber hinaus wagt der Provokative Therapeut Bewertungen auszusprechen, die der Klient insgeheim zwar selbst denkt, aber für sich behält. (Hier spielt die Intuition und die Erfahrung des Therapeuten eine wichtige Rolle.) So kann es denn gut sein, dass der Provokative Therapeut eine (in Worten) abschätzige Bemerkung über das Äußere oder die Intelligenz des Klienten macht, dies aber durch Übertreibungen, Stimmton und Gesichtsausdruck (“augenzwinkernd”) anders konnotiert, und damit ein Reframing anbietet. Der Klient erlebt, dass das von ihm insgeheim Gedachte, vor dem er selbst so viel Angst hatte und was er selbst so schrecklich fand, dass es unaussprechlich blieb, doch ausgesprochen werden kann. Und gleichzeitig erlebt er eine Neubewertung des “Schrecklichen”, sodass er befreiend lachen und sich von den lähmenden Gedanken distanzieren kann.
Ähnlich wie im hypnotherapeutischen Ansatz von Milton H. Erickson wird die Reaktanz des Klienten provoziert, um Veränderung zu bewirken. Die Absicht ist, den Klient zu bewegen, dem Therapeuten zu widersprechen, dadurch widerspricht er sich aber selbst und das bisherige einschränkende Glaubensystem wird dadurch geschwächt, im besten Fall komplett entmachtet.
Kritik
Den Hauptkritikpunkt formuliert Susanne Beyer in einem [Spiegel-Interview: “Sie sind in Ihren Sitzungen sehr dominant, reden und werten viel. Damit verstoßen Sie gegen eherne Gesetze Ihres Berufsstandes. Wie rechtfertigen Sie das?”.
Dazu ist zu sagen: Die Provokative Therapie steht und fällt mit dem Rapport. Wenn der Rapport stimmt, kann der Therapeut sich viel erlauben, da Klient und Therapeut gemeinsam gehen. Während für Außenstehende die Beiträge des Therapeuten eventuell unethisch wirken, erlebt der Klient eine Befreiung. Wenn es aber zu einem Rapportverlust kommt, können starke Verletzungen entstehen. Somit gilt für die Anwendung der Provokativen Therapie noch mehr als für andere Verfahren, dass der Therapeut gut ausgebildet ist und sich seiner Verantwortung bewusst sein muss.
Literatur
- Frank Farrelly, Jeff Brandsma: “Provokative Therapie”. Springer, Heidelberg 1986.
- Elonore Höfner, Hans-Ulrich Schachtner: “Das wäre doch gelacht. Humor und Provokation in der Therapie”. Rowohlt, Reinbek 1997.
- Jürgen Wippich, Ingrid Derra-Wippich: “Lachen lernen. Einführung in die Provokative Therapie Frank Farrellys”. Junfermann, Paderborn 1996.
- Frank Farrelly: “Playing the devil’s advocate – Des Teufels Advokat spielen” von Jürgen Wippich und Ingrid Derra-Wippich. 1989
- Frank Wartenweiler: “Provozieren erwünscht… aber bitte mit Feingefühl”. Junfermann, Paderborn 2003.
- Frank Wartenweiler: “Zauber-Spiegel Spiegel-Zauber. Spiegeln in der Kommunikation: symmetrisch und antisymmetrisch”. Junfermann, Paderborn 2006
- Hans-Ulrich Schachtner: “Frech, aber unwiderstehlich – Der Magische Kommunikationsstil im Alltag, Beruf und in der Liebe”. Harmony Balance Edition Sept. 2007
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Provokative Therapie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.