Familienaufstellung | Organisationsaufstellung | Systemaufstellung
Suche

Psychologie

Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft. Sie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen (ψυχολογία), nach dem ursprünglichen Sinn von Psyche eigentlich Atemkunde oder Lebenslehre, üblicherweise jedoch mit Seelenkunde wiedergegeben, im Englischen dagegen „study of the mind“.

Psychologie ist als Wissenschaft bereichsübergreifend. Sie lässt sich nicht den Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften oder den Geisteswissenschaften jeweils allein zuordnen. Ihre Grundlage wird vielmehr von einer Anthropologie im breitesten Sinn gebildet. Eine aus dem angelsächsischen Raum stammende Einteilung untergliedert Psychologie im Sinne der “Behavioural sciences” allerdings nur in Verhaltenswissenschaft, Kognitionswissenschaft und Neurowissenschaft.

Neben der akademischen Psychologie existiert eine Alltagspsychologie. Sie ist nur vereinzelt einmal Gegenstand der akademischen Disziplin, von der hier die Rede ist. Sie bedient sich vielfach ursprünglich akademisch-psychologischer Konzepte und Begriffe, die auch in die Alltagsprache eingeflossen sind.

Real hat sich „natürlich“ die akademische Psychologie von der Alltagspsychologie her entwickelt, wie auch die Philosophie Jahrhunderte lang lediglich Einzelthemen aus ihr reflektiert, aber keine zusammenhängende Theorie der Psychologie entwickelt und schon gar keine empirische psychologische Forschung angeregt hat. Die Anstöße zu einer wissenschaftlichen Erforschung psychischer Tatbestände datieren wie weiter unten angedeutet aus dem 19. Jh. und kamen damals einerseits aus der sinnesphysiologischen Forschung in der Medizin („Psychophysik“), während andererseits die damals langsam wichtiger werdende junge psychische Heilkunde oder Psychiatrie immer mehr Bedarf an Klärung psychologischer Zusammenhänge zumindest im Bereich der Psychopathologie entwickelte.

Ursprung und Geschichte

Psychologie wurde als eigenständige akademische Disziplin Anfang des 19. Jahrhunderts in damaligen wissenschaftlichen Zentren Deutschlands wie Leipzig und Königsberg begründet.

Insbesondere Johann Friedrich Herbart, ab 1809 Nachfolger Immanuel Kants auf dessen Königsberger Lehrstuhl, bemühte sich mit zahlreichen Veröffentlichungen um eine eigene “Lehre der Psychologie”. Dies ist deshalb nicht so geläufig, da Herbart als Begründer der wissenschaftlichen Pädagogik gilt und das Ansehen als Universalgenie der Zeit Wilhelm von Humboldt und vielleicht noch Johann Wolfgang von Goethe vorbehalten blieb. Dennoch ist die Bedeutung Herbarts für beide Disziplinen nicht zu unterschätzen. Wissenschaftler heutiger Zeit entdecken bisweilen, dass scheinbare neue Entwicklungen sich schon – allerdings eher in Ansätzen – bei Herbart und zeitgenössischen Wissenschaftlern finden.

Ebenfalls ganz wesentlich vom ehemaligen Lehrstuhl Kants ausgehend, sonderte sich im frühen 20. Jahrhundert unter Konrad Lorenz die Tierpsychologie (heute: Verhaltensforschung) als eigenständiges Fach von der Psychologie ab.

Standortbestimmung

Entgegen ihrem Bild und dem Verständnis in der Öffentlichkeit, ist die in den akademischen Institutionen betriebene und gelehrte Psychologie eine streng empirische Wissenschaft. Als empirische Wissenschaft vom Erleben und Verhalten obliegt es der Psychologie, Theorien und daraus abgeleitete Modelle, Hypothesen, Annahmen für die Beantwortung einer konkreten Fragestellung usw. mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden empirisch zu prüfen. Die Methodik ist überwiegend naturwissenschaftlich, mithin quantitativ, in Verbindung mit experimentellem oder quasi-experimentellem Vorgehen. Daher stellt die Mathematik, insbesondere die Deskriptive Statistik, die Stochastik – hier besonders die Induktive Statistik und die statistischen Testverfahren – sowie zunehmend auch Ansätze der Systemtheorie – insbesondere die mathematische Systemanalyse – eines der wichtigsten Werkzeuge der Psychologen dar.

Als empirische Humanwissenschaft unterscheidet sich Psychologie von verwandten Forschungsgebieten anderer Fächer, die zum Teil eigene „Psychologien“ inkorporieren, wie beispielsweise Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Anthropologie, Ethnologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Allgemeinen Linguistik, Medizin oder Biologie, durch naturwissenschaftlich-experimentelle Ausrichtung: Mentale Prozesse, konkrete Verhaltensmechanismen sowie Interaktionen von mentalen Prozessen und dem Verhalten von Menschen werden beschrieben und erklärt, wobei Überschneidungen bis hin zur gegenseitigen Interdisziplinarität möglich sind. Diese Abgrenzung kann auch als eine erweiterte Definition der Psychologie gelesen werden.

Methodisch finden sich heute neben den naturwissenschaftlichen Ansätzen auch solche der empirischen Sozialwissenschaften. Eine Schwerpunktsetzung schwankt auch je nach Ausrichtung eines psychologischen Fachbereiches. Vorherrschend sind auch hier quantitative Methoden, wiewohl auch qualitative Methoden zum Repertoire gehören, zum Beispiel auch Grounded Theory oder Inhaltsanalyse). Die Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung ist nicht immer eindeutig: Die Psychologie unterscheidet eher zwischen primär naturwissenschaftlichen und primär sozialwissenschaftlichen methodischen Ansätzen, die sehr oft neben den quantitativen in einer gewissen Art und Weise auch qualitative Aspekte beinhalten. Eine Trennung zwischen natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen ist allerdings nicht immer eindeutig möglich.

Insbesondere bei mathematischen und statistischen Modellierungen ist, wie sonst auch in der quantitativ geprägten psychologischen Arbeitsweise, das Vorgehen nicht zwingend deduktiv.

Wenig bekannt ist, dass in der Psychologie wie in anderen Naturwissenschaften und der Medizin auch Tierversuche durchgeführt werden – sowohl im Rahmen der psychologischen Grundlagenforschung, vornehmlich der Allgemeinen und der Biopsychologie als auch z.B. in der Klinischen Psychologie. Schon in den 1920er Jahren v. im Rahmen der Lernforschung durchgeführt, wurden sie grundlegender Bestandteil der Aggressions-, Stress- und Angstforschung, später auch der Depressionsforschung und der Wahrnehmungsforschung. Insbesondere bei neuropsychologischen Fragestellungen wurden sie dann nochmals – besonders in Form von Läsionsexperimenten – verstärkt eingesetzt. Heute werden sie vornehmlich in Forschungen zur Psychoneuroendokrinologie und -immunologie, zur Umweltpsychologie, zur Ernährungspsychologie und z.B. auch in der Erforschung selbstverletzenden Verhaltens, v.a. aber in der Suchtforschung eingesetzt. Auch psychologische Tierexperimente unterliegen weltweit strengen ethischen Standards.

Was Psychologie als moderne Wissenschaftsdisziplin nicht ist

Die Auffassung über Psychologie als Wissenschaft unterliegt einem historischen Wandlungsprozess – immer im Spannungsfeld zwischen Geistes- und Naturwissenschaften liegend. Eine rein „geisteswissenschaftlich“ verstandene Psychologie lässt sich am ehesten aus der deutschen Philosophie als „verstehende Psychologie“ (Wilhelm Dilthey) ableiten. Die Psychologie ist nach moderner Auffassung nur insoweit eine „Geisteswissenschaft“ – zumindest bezogen auf die engl. Bedeutung der „Humanities“ -, als sie sich mit dem Menschen – genauer: ausgewählten Aspekten des Menschseins, eben dem zu beobachtenden Erleben und Verhalten – befasst.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die Psychologie ein Teil der Philosophie war und als „spekulative“ oder „rationale“, also nicht-empirische, Psychologie meist der Metaphysik zugeordnet wurde. Der deutsche Aufklärungsphilosoph Christian Wolff setzte dieser „rationalen“ Psychologie bereits eine „empirische“ entgegen, meinte damit aber eine introspektive, also nach heutigem Sprachgebrauch gerade nicht empirische Psychologie. Wiewohl anfangs die Introspektion anerkannte Methode in den frühen psychologischen Experimenten war und erst später wegen erkannter methodischer Probleme und besserer indirekter Beobachtungsmethoden – besonders durch die Gestaltpsychologie der Würzburger Schule – aus dem Repertoire der Psychologie weitgehend verschwand. Die Seele oder der Geist im metaphysischen oder theologischen Sinn ist nach der gegenwärtigen Auffassung nicht Gegenstand der Psychologie. Bei ihrer Begründung im 19. Jahrhundert wurden metaphysische Elemente explizit ausgeklammert, jedoch deren Gegenstände – natürlich mit Beschränkung auf im gewählten methodischen Zugang auch untersuchbare Bereiche – in Kombination damals neuer Methoden der Biologie und Physik, später auch der Mathematik und Statistik, erforscht.

Psychologie

Die Ausgestaltung der Psychologie als eine eigene akademische Disziplin geht nämlich einher mit der durchaus kompromisshaften Lösung methodologischer Probleme, die schon innerhalb der Philosophie lange Zeit heftig diskutiert wurden, wie beispielsweise auch von Immanuel Kant. Möglich wurde dies durch neue Erkenntnisse der Experimentalphysik und Neuerungen insbesondere der Biologie, genauer: der Sinnesphysiologie des 19. Jahrhunderts. Dadurch bedingt, beschränkt sich die Psychologie in ihrer Arbeitsweise wie auch in ihrem Anspruch (Psychologie ist keine Universalwissenschaft der „menschlichen Seele“ oder „des Menschlichen“); wesentlich ist also auch ein vornehmlich der Physik und besonders der Biologie entlehnter Reduktionismus. Außerhalb dieses Vorgehens bleiben die methodologischen Probleme bestehen, sodass auch nach heute gültigen mehrheitlich vertretenen wissenschaftstheoretischen Ansichten Psychologie als eine eigene Wissenschaftsdisziplin nur unter diesen Prämissen, analog insbesondere zu den Naturwissenschaften, möglich ist.

Insofern bestehen Gebiete mit stärker „spekulativen“ oder „methaphysisch“ geprägten „psychologischen Ansätzen“ oder Seelenlehren, zum Beispiel eingebettet innerhalb der Philosophie und Theologie, teilweise auch in den Kulturwissenschaften und vereinzelt in der Soziologie weitgehend unabhängig von der akademischen Psychologie fort.

Psychologie ist auch nicht – insbesondere im Hinblick auf die Darstellung ihrer Geschichte – mit dem Gebiet der Philosophie des Geistes zu verwechseln. Nach einem weiteren populären Irrtum beschäftigt sich die Psychologie hauptsächlich mit gestörtem Verhalten und „psychischen Problemen“. Tatsächlich stellt die Klinische Psychologie aber nur einen Teilbereich der Angewandten Psychologie dar.

Verhältnis zur Psychotherapie und Psychoanalyse

Bei der in der Öffentlichkeit häufig anzutreffenden Gleichsetzung von Psychologie und Psychoanalyse handelt es sich um einen populären Irrtum. Jedoch spielen psychoanalytische Konzepte in der Entwicklungspsychologie, pädagogischen Psychologie sowie der klinischen Psychologie eine Rolle. Die Trennung von Psychologie und Psychoanalyse schließt natürlich nicht aus, dass Psychologen nach dem Psychologie-Studium zusätzlich eine psychoanalytische und tiefenpsychologische Ausbildung an einem entsprechenden Institut absolvieren können- Entsprechende berufliche „Zwänge“ existieren zudem aufgrund der tiefenpsychologischen Ausrichtung der Psychosomatischen Medizin und vielfach noch der Psychiatrie und damit auch entsprechender Kliniken.

Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud sowie die Theorien anderer Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Carl Gustav Jung oder Alfred Adler spielen in der heutigen Psychologie nur eine Nebenrolle, an vielen Fakultäten wird Psychoanalyse praktisch ausgeklammert und häufig wissenschaftshistorisch nur als Unterrichtsstunde in der „Geschichte der Psychologie“ vermittelt und wissenschaftstheoretisch kritisiert. Schon zu Zeiten Freuds verlief die Entwicklung unabhängig voneinander. Erst viel später avancierten tiefenpsychologische Ansätze innerhalb der Psychologie kurzzeitig zum Forschungsparadigma. Insbesondere in den Bereichen Motivation und Kognition gab es Versuche, tiefenpsychologische Annahmen in der Modellbildung zu berücksichtigen. Einiges konnte nach den vorherrschenden wissenschaftstheoretischen Vorstellungen in weiterführende Modelle integriert und weiter differenziert werden und einiges konnte anders oder zumindest sparsamer erklärt werden.

„Die“ Psychoanalyse wird oft als unwissenschaftlich abgelehnt, z.B. durch Karl Popper, der sie als Pseudowissenschaft klassifizierte. Wolfgang Prinz, Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig kritisiert die Freud’sche Psychoanalyse und sagt: „Die Psychoanalyse ist keine Wissenschaft. Die Psychoanalyse Freudscher Prägung ist ein quasi-literarisches Selbst-Deutungssystem, das sich der empirischen Prüfung weitgehend entzieht. Eines, das nicht nur wissenschaftstheoretischen Grundprinzipien zuwiderläuft, sondern auch noch auf teilweise frisierten, teilweise frei erfundenen ‚Beobachtungen‘ basiert.“ Gleichwohl gibt es heutzutage auch Bestrebungen seitens der Psychoanalyse, sich der Forderung nach wissenschaftlicher Überprüfbarkeit zu stellen. Der Mediziner Otto F. Kernberg, der zur Zeit wohl bedeutendste Vertreter der Objektbeziehungstheorie, propagiert die Integration von Erkenntnissen und Vorstellungen verschiedener neurowissenschaftlicher Disziplinen mit psychoanalytischen Erklärungsmodellen. Auch in erkenntnistheoretischer Hinsicht wird der kritisch-rationalistische Standpunkt Poppers nicht unwidersprochen rezipiert.

Auf der Anwendungsseite konkurrieren aus der psychologischen Forschung stammende Ansätze, wie die [[klientenzentrierte psychotherapie | Gesprächspsychotherapie]] und die [[Verhaltenstherapie]] mit psychoanalytischen Konzepten als Grundlage für psychotherapeutische Interventionen in der Klinischen Psychologie. Die Kombination von klientenzentrierten und verhaltensanalytischen Ansätzen, ergänzt durch moderne kognitive Strategien, bildet heute darüber hinaus im Rahmen der Diagnostik und Intervention und nahezu in jedem Anwendungsfach – auch jenseits eines klinischen Ansatzes, z.B. durch Verhaltensanalysen in der Organisations- oder Kognitiv-Behaviorale Trainings in der Arbeitspsychologie usw. – einen grundlegenden praktischen Methoden- und Kompetenzbereich von Psychologen.

Wissenschaftliche Paradigmen

Es gab und gibt innerhalb der Psychologie viele Ansätze (Paradigmen). Die wichtigsten sind das Behavioristische Paradigma, das Informationsverarbeitende Paradigma und eben (historisch) auch das psychoanalytische/psychodynamische Paradigma. Ebenfalls wichtig sind das Phänomenologische/Humanistische Paradigma, das Eigenschaftsparadigma, das dynamisch-interaktionistische Paradigma und das Soziobiologische Paradigma/die Evolutionäre Psychologie (EP).

Diese Paradigmen sind keine Teildisziplinen der Psychologie (wie etwa die Allgemeine Psychologie), sondern jedes ist ein theoretisches Konzept für die verschiedenen Teildisziplinen und Forschungsprogramme der Psychologie. Diese Ansätze, die sich in Grundannahmen und in der Methodologie unterscheiden, werden in der Regel nicht explizit erwähnt, bilden aber eine sehr wichtige Grundlage für das (korrekte) Verständnis der Psychologie, ihrer Theorien und v.a. der psychologischen Forschungsergebnisse. Heute sind innerhalb eines psychologischen Faches (einer Disziplin) in der Regel verschiedene Paradigmen gleichberechtigt (so z.B. in der aktuellen persönlichkeitspsychologischen Forschung das Informationsverarbeitende Paradigma, das Eigenschaftsparadigma und das dynamisch-interaktionistische Paradigma). Diese Komplexität der Psychologie sollte man vor allem auch in Bezug auf die einzelnen Disziplinen berücksichtigen: es gibt eben innerhalb einer Disziplin immer verschiedene Ansätze, unter denen ein Gegenstandsbereich betrachtet werden muss, bzw. eben eine hohe methodologische Flexibilität, unter der eine Fragestellung bestmöglich wissenschaftlich-methodisch beantwortet werden kann.

Zuordnung zu den unterschiedlichen Fakultäten

Vielfach wird innerhalb der Psychologie zwischen Grundlagen- und Methodenfächern unterschieden.

Grundlagenfächer

Innerhalb dieser Disziplinen kann man noch zwischen solchen unterscheiden, die auch Bestandteil anderer Grundlagenfächer sind, und solchen, die grundlegende Erkenntnisse in spezifischen Kontexten liefern. Zu den ersteren gehören die Psychologische Methodenlehre, sowie die Allgemeine Psychologie und die Biopsychologie (die wiederum untereinander stark vernetzt sind), zu den letztgenannten die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie sowie die Persönlichkeits- und Differenzielle Psychologie. Die neuere Einteilung (z.B. für die Bachelor-of-Science-Studiengänge) fasst die Allgemeine und die Biologische Psychologie unter „Kognitive und biologische Grundlagen des Verhaltens und Erlebens“ zusammen, die Persönlichkeits-, Differenzielle, Sozial- und Entwicklungspsychologie unter „Grundlagen intra- und interpersoneller Prozesse“.

  • Die Allgemeine Psychologie erforscht allgemeingültige Gesetzmässigkeiten in grundlegenden psychische Funktionsbereichen, wie Kognition, Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, Denken, Problemlösen, Wissen, Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Volition, Emotion, Motivation und Sprache, sowie Psychomotorik.
  • Die Differentielle und Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich im Unterschied dazu mit den individuellen Unterschieden in den o.g. Bereichen. Solche Unterschiede werden in Konzepten wie Persönlichkeitsmodellen, der Intelligenz u.a. erarbeitet. Sie ist wichtige Grundlage für die Psychologische Diagnostik. Diese Unterschiede können interindividuell (Unterschiede zwischen Menschen) oder intraindividuell (Unterschiede, die bei einem Individuum über die Zeit auftreten) sein. Die Operationalisierung und Messung solcher Unterschiede wird der Differentiellen Psychologie zugerechnet.
  • Biologische Psychologie (auch Biopsychologie), mit verschiedenen Unterdisziplinen wie z. B. Physiologische Psychologie, Psychophysiologie, Psychobiologie, Neuropsychologie oder interdisziplinären Teilgebieten wie Psychoneuroimmunologie oder Psychoneuroendokrinologie, widmet sich hingegen den physischen Funktionsbereichen, die sich auf Verhalten und Erleben auswirken (z.B. Genetik, neuronale Prozesse, v.a. Anatomie und Physiologie des Gehirns, Sinnesphysiologie, Endokrinologie etc.). Sie beschäftigt sich zusammen mit der Methodenlehre auch mit der Messung physiologischer Verhaltenskorrelate (z.B. Gehirnaktivität (z.B. Ereigniskorrelierte Potentiale), Herzfrequenz, Blutdruck, Elektrodermale Aktivität, Durchblutungsstatus (z. B. Gesicht), Muskelaktivität etc.) durch unterschiedliche Verfahren (z. B. Elektroenzephalogramm, Bildgebende Verfahren, Analyse von Laborparametern etc.). Zusammen mit der Allgemeinen Psychologie und der Methodenlehre gewinnt auch das Formulieren und Testen von mathematischen Modellen biopsychologischer/neuropsychologischer Theorien und die Prüfung von Hypothesen über neuronale Mechanismen durch Simulation von Neuronenmodellen (Künstliche neuronale Netze) erheblich an Bedeutung.
  • Die Entwicklungspsychologie untersucht die psychische Wandlung des Menschen von der Empfängnis bis zum Tod (intraindividuelle Veränderungen, Ontogenese). Gegenstandsbereiche sind z.B. Faktoren der Entwicklung (Anlage, Umwelt), Entwicklungsstufen, Entwicklung der Wahrnehmung, der Psychomotorik, der kognitiven Kompetenzen, des Gedächtnisses, der Sprache, der Persönlichkeit etc.
  • Die Sozialpsychologie erforscht im weitesten Sinne die Auswirkungen sozialer Interaktionen auf Gedanken, Gefühle und Verhalten des Individuums („an attempt to understand and explain how the thought, feeling and behavior of individuals are influenced by the actual, imagined, or implied presence of others“, Gordon Allport 1968). Gegenstandsbereiche sind z.B. soziale Aspekte der Wahrnehmung (wie die Wahrnehmung von Personen und Situationen, Vorurteile, Stereotype, Annahmen und Schlussfolgerungen über das Verhalten von Menschen u.a.), soziale Aspekte der Emotion (z.B. Aggression), interpersonale Attraktion, pro-soziales Verhalten, Einstellungen, Kommunikation oder auch Gruppenprozesse (Minoritäteneinfluss, Entscheidungsprozesse in Gruppen, Gruppendenken, Gehorsam (vgl. dazu z.B. das Milgram-Experiment oder das Stanford Prison Experiment), Gruppenleistung, Intergruppenbeziehungen etc.).

Methodenfächer

  • Die Psychologische Methodenlehre befasst sich mit der gesamten Bandbreite des Instrumentariums („Handwerkszeug“) psychologischen Erkenntnisgewinns. Sie stellt den existierenden Verfahrensfundus für andere Disziplinen der Psychologie bereit und ist gleichermaßen ein eigenständiges Forschungsgebiet mit dem Ziel, den Methodenbestand zu verbessern und zu ergänzen, etwa durch Eigenentwicklungen (wie z.B. der Metaanalyse) oder auch durch Adaption von Verfahren aus den Katalogen anderer Wissenschaften. Dabei reicht ihr inhaltliches Spektrum von Wissenschaftstheorie und Ethik über Experimentalmethodik, Evaluationsforschung bis hin zu Hilfswissenschaften mit hohem Stellenwert, v.a. Mathematik (hauptsächlich Stochastik) sowie Informatik oder Spezialfällen der Psychologischen Methodenlehre wie der Mathematischen Psychologie).
  • Ein weiteres Methodenfach ist die Psychologische Diagnostik (diagnostische Entscheidungsfindung) mit Verbindungen zur Methodik (z.B. Testtheorie, -konstruktion und -analyse). Die Diagnostik ist die Grundlage jeglicher Intervention und somit für alle Bereiche der Psychologie relevant.

Grundsätzlich sind auch andere Klassifikationen psychologischer Teildisziplinen möglich, z.B. solche, die einen Forschungsgegenstand benennen und als Untergebiet oder Arbeitsschwerpunkt ausweisen oder diesen über alle ihn betreffende Disziplinen hinweg und zusammenfassend beschreiben (z.B. Wahrnehmungspsychologie, Emotionspsychologie u.a.), oder auch solche, die zugrunde liegende Ansätze oder besondere Aspekte von Paradigmen betonen (z.B. Verhaltenspsychologie, Evolutionäre Psychologie u.a.). Diese eher bereichsspezifischen Bezeichnungen (mit entsprechender thematischer Bündelung von verschiedenen Inhalten) finden sich auch häufig dann, wenn es um eine umfassende Vermittlung von spezifischen Inhalten und weniger um Forschung und methodische Zusammenhänge geht, also insbesondere wenn psychologisches Wissen im Rahmen von Neben- oder Hilfsfächern (z.B. an nicht-psychologischen Fachbereichen, in Fachhochschulstudiengängen usw.) vermittelt wird. Hier werden auch zum Teil Bezeichnungen o.g. Grundlagendisziplinen anders inhaltlich ausgefüllt, wie z.B. Allgemeine Psychologie als eine den allgemeinen (ersten) Überblick gebende Einführung in die Psychologie (wie in den sprichwörtlichen 101 Kursen in den USA) oder Pädagogische Psychologie als Psychologie für Pädagogen.

Literatur

  • Dirk Hartmann: Philosophische Grundlagen der Psychologie. WBG, Darmstadt 1998
  • Dietrich Dörner, Herbert Selg (Hrsg.): Psychologie – Eine Einführung in ihre Grundlagen und Anwendungsfelder. 2. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 1996
  • Jochen Müsseler (Hrsg.): Allgemeine Psychologie. 2. Auflage. Spektrum, Heidelberg 2008
  • Myers, David G.: Psychologie. Heidelberg, Berlin: Springer, 2005
  • Kurt Pawlik (Hrsg.): Handbuch Psychologie. Wissenschaft – Anwendung – Berufsfelder. Springer, Heidelberg 2006
  • Philip Zimbardo: Psychologie. Pearson 2004
  • Lyle E. Bourne, Bruce R. Ekstrand: Einführung in die Psychologie. 4. Auflage (Nachdruck). Verlag Dietmar Klotz, Frankfurt am Main 2005
  • M. Amelang, D. Bartussek: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, Kohlhammer, 2001
  • E. Aronson, et al.: Sozialpsychologie. Pearson Studium, 2003
  • Niels Birbaumer, R. F. Schmidt: Biologische Psychologie. Springer, Berlin 2005
  • G. C. Davison, J. M. Neale: Klinische Psychologie. PVU, Weinheim 2002
  • G. Felser: Werbe- und Konsumentenpsychologie. 2.Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001
  • K. D. Kubinger: Psychologische Diagnostik – Theorie und Praxis psychologischen Diagnostizierens. Hogrefe, Göttingen 2006
  • R. Oerter, L. Montada: Entwicklungspsychologie. PVU, Weinheim 2002
  • L. Pervin, et al.: Persönlichkeitstheorien. UTB. 2005
  • H. Schuler: Lehrbuch Organisationspsychologie. Huber, Bern 2003
  • Dietrich Dörner: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt, 1989

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Psychologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Haben Sie Fragen und wollen einen Termin ausmachen? Rufen Sie mich an 08143 | 99 266 76 oder schicken Sie mir eine Mail. Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Nachrichten! Bitte beachten: Die Formulare funktionieren nicht mit Yahoo & AOL-Mailadressen. Bitte senden Sie mir in diesem Fall eine Mail direkt an info@systemstellen.org.