Viele meiner Kunden nutzen die Zeit gerade, um in Ihrem Familiensystem aufzuräumen. Aufräumen bedeutet in diesem Kontext, etwas Ordnung reinzubringen, zu schauen, was gerade klemmt oder was geändert werden muss. Das kann die Rangreihenfolge betreffen, die durcheinander gekommen ist. Oder wenn es zwischen Geschwistern Streit gab und gibt. Oder es kann darum gehen, das Verhältnis zu seinen Eltern zu klären. Gerade in Familien mit Eltern, die der Kriegs- und Nachkriegsgeneration entspringen, können ungute Überbleibsel existieren. Eines dieser Überbleibsel ist der Mangel.
Ein Familiensystem gehört ab und an auf den Prüfstand
Mangel kann sprichwörtlich sein: Nicht genug Nahrung. Er kann aber auch auf der seelischen Ebene liegen. Und zwar dann, wenn die Kinder nicht genug adäquate Zuwendung bekommen haben. Zu wenig Zeit, Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit. Weil andere Dinge wichtiger waren. Tatsächlich oder eingebildet wichtiger. Ich entdecke in den Systemen oft, dass Materielles vor den Mensch gestellt wurde. Erst Haus, Job, Auto oder Farbfernseher. Und dann die eigenen Kinder. Die sind eben so mitgelaufen, haben sich selbst groß gezogen. Und haben seither Mangel.
Der Mangel kann sich dann im erwachsenen Alter auf vielerlei Arten ausdrücken: Süchte, wechselnde Beziehungen oder gar keine usw. Und da in meinen Augen vor einer Veränderung erst einmal die Erkenntnis stehen muss, ist so ein systematischer Blick auf die eigene Geschichte und Familie ein guter Startpunkt. Gerade werden dazu gerne Einzelsitzungen genutzt – wir haben dann genügend Zeit und Ruhe. Um die eigene Biographie zu erforschen, in die einzelnen Positionen hinein zu spüren. Das schafft schnell Klarheit. Klarheit, bevor man dann in Bewegung kommt.
Und dann für sich klärt, wie man als mittlerweile Erwachsener damit umgehen möchte. Denn – die Kindheit ist meist schon lang vorbei. Und gehört zur eigenen Biographie dazu. Unumstößlich. Ich kann da nur in der Gegenwart etwas ändern. Und dazu können in einer solchen Familienaufstellung die Grundsteine für gelegt werden.