In vielen Systemaufstellungen frage ich routinemäßig die Zeit der Schwangerschaft und der Geburt ab, um hier Hinweise darauf zu bekommen, ob zusätzlicher und/oder außergewöhnlicher Stress in dieser Zeit für eine Beunruhigung des Nervensystems gesorgt hat. Das kann manche Symptome in der heutigen Zeit erklären und vielfach geht es in den Systemaufstellungen dann auch „nur“ darum, den Stress langsam und vorsichtig aus dem System zu nehmen. Potentielle Symptome können erhöhte Nervosität, Angst, Übererregung, mangelnde Selbstberuhigung, überhöhte Empfindlichkeit und Sensibilität sein. Das Problem: An diese Zeit können wir uns mangels Gehirn nicht erinnern, der Stress und die Schockzustände stecken uns in den Knochen und im Nervensystem.
Zwei Monate Stressabbau nach der Geburt
Dazu passend, lese ich gerade in Gerald Hüther`s Buch „Männer“ davon, dass ein Gehirn etwa 2 Monate benötigt, um den normalen Geburtsstress zu verarbeiten, sich selbst zu regulieren. Erst danach können die Fortsätze der Nervenzellen ihr Wachstum und ihre Vernetzung wieder aufnehmen. Wenn zu diesem Geburtsvorgang dann noch zusätzlicher Stress (Krankheit, Frühgeburt, abwesende Mutter, Krankenhausaufenthalt) kommt, dann wird diese Entwicklung stark gebremst und gehemmt.Der Aufbau der Komplexität und die Aufrechterhaltung von Offenheit und Neugier werden hintenan gestellt, weil die Körperenergie für andere Dinge benötigt wird.
Das merken die betroffenen Menschen manchmal ihr Leben lang durch Vorsicht und eine Neigung, sich zurück zu ziehen.
Die gute Nachricht: Alle Verschaltungen können ein Leben lang wachsen und nachwachsen nach dem Motto „use it or loose it“ und ich verstehe meine Arbeit manchmal ein bisschen nach dem Motto „Synapsen schütteln & anregen“, damit sich neue Verschaltungen bilden können – hin zu mehr Entspannung, Ruhe und Lebendigkeit. Wie Lebendigkeit – was hat die mit Entspannung zu tun? Ziemlich viel: Meine Hypothese, nur in einem entspannten Körper kann ich meine Lebendigkeit spüren, weil mir genau dann meine Körperpanzerung fehlt und ich wieder Zugang zu meinen Empfindungen bekomme.