Jeder ist irgendwann in seinem Leben verletzt worden ist ein Statement, das mancher ungern zugibt. Und dennoch ist es eine unumstößliche Wahrheit – wir kommen nicht unverletzt durch unser Leben. Das müssen keine großen Schnitte sein, die kleinen, fast unmerklichen Verletzungen, sind meistens häufiger und schlimmer. Und manchmal bemerken wir sie auch nicht mal. Weil wir zu schnell in diesem Augenblick unterwegs waren. Oder mittlerweile ein dickes Fell haben, an dem einiges abprallt.
Und trotzdem bleibt irgend etwas hängen. Viele Verletzungen kassieren wir in unserer Jugend. Das wird manchmal auch Erziehung genannt. Und die bleiben besonders im Gedächtnis. Vor allem deshalb, weil sie uns in einer schutzlosen und ohnmächtigen Zeit erwischen. Weil wir als Kinder uns nur begrenzt gegen die Erwachsenen wehren können.
Familienaufstellungen bringen Verletzungen ans Tageslicht
Ein Aspekt einer Familienaufstellung kann sein, dass genau solche Verletzungen ans Tageslicht gebracht werden. Dass Dinge ausgesprochen und sichtbar werden, die wir verdrängt haben. Um uns zu schützen. Und nun sehen wir als Erwachsene, wie es uns als Kind wirklich gegangen ist. Können manchmal auch mehr oder weniger gut Mitleid mit uns als Kind empfinden. Und vielleicht sogar das verletzte Kind in den Arm nehmen. Es trösten und damit das tun, was es braucht – Anerkennung und Trost.
Oft stelle ich in einem solchen Fall mehrere Persönlichkeitsanteile auf. Erwachsene und kindliche Anteile. Wobei es die Aufgabe der erwachsenen Anteile ist, die kindlichen Anteile zu trösten. Nachträglich Trost, Schutz und Anerkennung zu geben. Um dieses Bild (Ich nehme meinen verletzten Teil in den Arm) mit aus der Aufstellung zu nehmen. Sozusagen in den Alltag zu integrieren. Damit ich lerne, diese Tröstung immer und immer wieder verfügbar zu haben, damit etwas in mir gesünder, stabiler und lebendiger werden kann. Ein weiteres Bild ist, mir genau aus dieser Zeit ein Kinderbild zu suchen, es aufzustellen und immer mal wieder absichtlich oder unabsichtlich daran zu verweilen. Mit guten Gedanken, mit Trost und einer imaginären Umarmung vielleicht.