Loyalität ist für mich neben der Liebe (und natürlich versagter Liebe) eine der stärksten Motivationen beim Menschen, was sich gerade in den Familienaufstellungen und den Auswirkungen im täglichen Leben zeigt. Bert Hellinger würde statt loyal „ich bin dir treu“ sagen, aber genau dasselbe meinen. Loyalität bedeutet, ich will nicht anders sein als die Gruppe, die Menschen, zu denen ich mich zugehörig fühle. Und weil zum Beispiel ein Kind beiden Eltern loyal sein möchte, z.B. auch bei und nach einer Trennung, versucht es einen Spagat, wird manchmal verhaltensauffällig und/oder krank.
Oder weil ich mit einem Menschen aus meiner Familie mitleide, der sein ganzes Vermögen verloren hat verzichte unbewusst darauf, selbst Erfolg im Leben zu haben, oder eine erfüllte Partnerschaft oder Frieden in meiner Familie. Die Auswirkungen sind sehr vielfältig. Dazu kann es auch gehören, dass Kinder sich – aus Loyalität zum Vater gegenüber – sich gegen die Mutter wenden.
Loyalität ist gut, aber manchmal muss man sie überprüfen
Oder dass sich Kinder eher verhaltensauffällig zeigen, als zuzulassen, dass das, was eigentlich ansteht, auf den Tisch des Hauses kommt: Eine Klärung und eine Auseinandersetzung zwischen den Eltern. Auch Migranten geraten öfters in einen Loyalitäts- und Gewissenskonflikt zwischen ihrem Heimatland und dem neuen Land. Interessant wäre es, einmal in einer ruhigen Minute aufzuschreiben, wem man persönlich bewusst loyal gegenüber ist und diese Frage vielleicht auch unbewusst mal ein, zwei Wochen durch den Tag mitlaufen zu lassen, um auch den unbewussten Loyalitäten auf die Spur zu kommen.
Und es gibt Loyalitäten, die in einem bestimmten Zeitraum des eigenen Lebens gut waren und es heute, vielleicht 10 Jahre später, nicht mehr gut sind. Sondern mir eher Probleme machen, anstatt dass sie uns gut tun und Sicherheit geben. Deshalb hier: Ab und zu einen kleinen Loyalitätscheck zu machen hilft ungemein.