In vielen Familienaufstellungen geht es auch um den Begriff „Verstrickung“ und dass wir heute mit Dingen unserer Ahnen oder – noch schlimmer – Urahnen usw. verstrickt sind. Das hört sich immer ein bißchen wie ein Gordischer Knoten an. Unheimlich. In meinem Aufstellungsbild gehe ich davon aus, dass wir, als Lebende, nichts bei unseren Ahnen zu lösen haben. Dafür waren diese zuständig und haben das gemacht oder auch nicht. Wir als Lebende haben uns um uns selbst zu kümmern. Um unsere eigenen Geschichten. Minding your business würden die Angelsachsen dazu sagen. Und schon sind wir auch nicht mehr so abhängig von fremden Mächten, von der Vergangenheit. Sondern mehr in der Gegenwart. Unserer Gegenwart
Die Vergangenheit wird oft überschätzt!
Und natürlich auch oft unterschätzt. Unsere persönliche Vergangenheit zumindest. Mit all den Erfahrungen, die wir mit unseren Eltern gemacht haben. Und mit all den Erfahrungen, die diese gemacht haben und die sie vielleicht daran gehindert haben, voll und ganz bei uns als Kinder zu sein. Unsere Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen. Das prägt uns und unsere Verhaltensweisen, unser Verhältnis zu Distanz und Nähe und unser Verhältnis zu Wut und gesunder Aggression.
Und genau hier kann eine Familienaufstellung in einer Gruppe, genauso gut wie eine Einzelarbeit weiterhelfen. Indem sie Dinge aus unserem eigenen Leben gerade rückt, erklärbar und – in einer Gruppenaufstellung vermehrt auch fühlbar macht. Aber – es geht immer nur um unser Leben, nicht um das von irgendwelchen Ahnen oder Urahnen. So viel Macht über uns haben die gar nicht. Und wenn ich auf meine eigenen Ahnen schaue – wollen die auch gar nicht haben.
Das bedeutet: Raus aus der Opferrolle, auch wenn das Leben als „Nicht-Opfer“ immer etwas anstrengender ist.