Genau wie beim Ausgleich im Geben und Nehmen in Familien spielt auch diese Thematik in Organisationen eine große Rolle. Während es in der Familie um Bindung, Liebe, Anerkennung geht ist der größte Ausgleich im Unternehmen der über den Lohn, die Ent-Lohnung für die eingesetzte Arbeitskraft. Natürlich gibt es auch so etwas wie Anerkennung z.B. in Form von Boni, besonderen Auszeichnungen oder Titeln; der größte Ausgleich findet allerdings über den Lohn statt.
Der Ausgleich im Unternehmen ist Lohn
Es wird öfters beobachtet, daß, wenn dieser Ausgleich nicht stimmt, z.B. durch Dumpinglöhne usw., daß sich die Mitarbeiter mit all dem aus dem Unternemen versorgen, was nützlich ist und die Schwundrate sprunghaft steigt. Das schlechte Gewissen bei den Mitarbeitern scheint dabei nicht sonderlich groß zu sein.
Oft bemerke ich innerhalb einer Organisationsaufstellung aber auch, dass für den Ausgleich im Unternehmen von bestimmten Menschen mehr erwartet wird, als der Lohn. Da findet dann eine Verwechslung zwischen Familie und Organisation statt – während es in Familien um Anerkennung, Wertschätzung und Zugehörigkeit geht, gibt es für mich in Organisationen eine klare und eindeutige Rechenformel: Eingesetzte Fähigkeiten x Arbeitsstunden ergeben die Entlohnung. Von Wertschätzung, Anerkennung und solchen Dingen steht meistens nichts im Arbeitsvertrag.
Manche Organisationen verstehen es allerdings, genau diese Sehnsüchte gut zu bedienen, indem sie suggerieren, sie seien wie eine große Familie und alle müssten sich lieb haben. Gute Wirtschaftspsychologie. Aber – haben Sie in Ihrer Familie schon mal eine Entlassung gehabt? Und genau um den Unterschied geht es: Familie und Organisation haben verschiedene Regeln. Und die dürfen wir nicht verwechseln, sonst kommen wir selbst durcheinander oder bezahlen einen zu hohen Preis.
Eine meiner Hypothesen ist die, dass zum Beispiel Burn-out sehr stark mit dieser Verwechslung zusammen hängt. Man opfert sich für die Familie “Organisation”, sagt nicht Nein, ist brav und kümmert sich um alles. In meinen Augen die falschen Spielregeln am falschen Platz.