Familienunternehmen, in denen das Unternehmen von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, sind sehr oft ein “gutes Beispiel” für die Verschmelzung von Konflikten innerhalb der Familie und den Konflikten im Unternehmen. Oft bedarf es in einem ersten Ansatz erst der Anerkennung der Wirklichkeit dieser Verwechslung und Überschneidung, um dann mit dem Blick auf die Realität weiter arbeiten zu können. Wenn dies gelingt, kann die Kraft und Tradition, die in einem solchen Unternehmen steckt, zu einer großen Ressource für die jeweilige Generation werden, die gerade die Geschicke der Organisation lenkt. Ein weiterer Punkt, der den reibungslosen Übergang von einer Generation auf die nächste stören kann, ist der Generationswechsel.
Familienunternehmen: Generationswechsel
Oft ist es in Familienunternehmen so, dass die abgebende Generation nicht wirklich abgegeben hat und sich komplett zurückzieht oder das möchte und die folgende Generation ihren eigenen Platz noch nicht eingenommen oder gefunden hat. So ist es immer wieder spannend zu beobachten, ob der Nachfolger seinen Platz wirklich einnimmt und ausfüllt oder nur auf dem Platz sitzt, weil er der das nachfolgende Familienmitglied ist. Die nächste Frage ist dann, ob die Erbfolge auch eingehalten wurde, oder ob jemand übergangen wurde. Weiter interessant sind die “Versprechen”, die man beuwsst oder unbewusst der vorhergehenden Generation in Bezug auf das Unternehmen gegeben hat. Und da dieser Prozess sich meistens über mehrere Jahre hinzieht, ist er für alle Beteiligten kräftezehrend. Und oftmals für die Angestellten auch katastrophal, weil sie das schwächste Glied in dieser Kette sind.
Und meistens verschärfen sich diese Konflikte auch deshalb, weil innerhalb der Kommunikation zwischen den Generationen immer beide Ebenen mitschwingen – der vielleicht sachliche Ton für die Unternehmensbelange und der mehr emotionale der Familie. Und manchmal kann bei den Systemmitgliedern eine Verwirrung auftauchen, auf welcher der Ebene gerade miteinander gesprochen wird.
Familienunternehmen: Einheirat
Gerade in Familienunternehmen ist es immer wieder wichtig zu fragen, ob es Menschen gab, die in die Organisation eingeheiratet haben und aufgrund ihres Familienstatus dann in Führungspositionen in dem Unternehmen eingesetzt wurden. Spannend in diesem Zusammenhang ist dann, ob durch die Einheirat eine “natürliche Rang- oder Erbfolge” in der Familie außer Kraft gesetzt wurde und ob derjenige, der eingeheiratet hat, auch ohne diese Einheirat die Position im Familienunternehmen ausgefüllt hätte. Hier geht es vor allem um die Frage nach dem der eigene Platz.
Hilfreiche Fragen
- Wer gehört alles dazu?
- Wer gehört zur Familie, wer zum Unternehmen und wer zu beiden Systemen?
- Wer wurde ausgeschlossen, enterbt oder ist das “schwarze Schaf”?
- Kritische Momente der Organisation? Warum?
- Wie wurde die Organisation von Generation zu Generation übergeben?
- Wer hat welche Verdienste in der Organisation, in der Familie?
- Gibt es übersehene Mitglieder, die vielleicht ausgeschlossen wurden?
- Wurde die Organisation auf Basis von Unrecht gegründet (z.B. Enteignungen im Dritten Reich)?
- Wer hat welche Loyalität im Unternehmen, wer fühlt sich wem gegenüber verpflichtet und wem nicht?